30 Jahre deutsche Einheit, die uns an 44 Jahre deutsche Teilung erinnert.
Ich bin ein Mauerkind und zwar recht pünktlich zum 15. August 61 geboren. Zwei Tage zuvor wurden die Mauerarbeiten zum Schutze der geteilten deutschen Bürger fertiggestellt. Bei uns im häuslichen Familienbereich nannte man das andere Deutschland „die Ostzone“ und dort lebten der Großteil meiner Verwandten. Die Großeltern väterlicherseits habe ich nie kennengelernt und auch Onkel und Tanten oder Cousinen sind mir nie begegnet. Mein Vater ist ein ostdeutscher Dissident und hat sich über die Jahre totgetrunken. Gut, wir wuchsen im Markgräflerland auf,der Vater arbeitete bei der Bahn und die Mutter kümmerte sich um ihre vier Kinder. Nur war dieses Schweigen wie ein Damoklesschwert über meiner Familie und das besserte sich eigentlich nie. Tja, der Vater und sein schuldbeladenes Gewissen, das begriff ich erst später. Die Familie des Mauerüberwinders büsste meist mit irgendwelchen Sanktionen, aber darüber weiß ich zu wenig,um etwas schreiben zu können.
Auf seiner Flucht traffen sich mein Vater und meine Mutter. Zufälle gibt’s, die sind schon kaum zu glauben. Am Bahnhof in Eisenach begegneten sie sich. Er kam von Ostberlin und sie aus Herleshausen.
Und hier ist die scharfe Grenze. Zwischen Thüringen und Hessen, da wo die Wera fliesst und zwei meiner Onkel, die über den Fluß nach Herleshausen flüchten wollten, in ihre wilden Gewässern hinab gezogen wurden. Dabei stand die Familie am Westufer der Wera, meine Mutter war noch ein junges Mädchen und sahen zu, wie die Männer den Halt verloren und ertranken. Ist ein roter Faden in meiner Familie,das Ertränken von Leib und Leben.Meist sind es die männlichen Angehörigen, die es erwischt.
Wunderbar, vor 30 Jahren haben wir wieder zusammen gefunden. Oder auch nicht. Die Familien habe ich nie getroffen. Weder von meinem Vater,noch von meiner Mutter. Aber ich bin nach „Drüben“ gegangen, auch so eine seltsame Redewendung aus den Zeiten der deutschen Teilung. Geh halt nach „Drüben“, wenn Dir etwas nicht passt.Was ja dann auch manch ein Politrebell der RAF Zeit durchgezogen hat. Lost in DDR. Das Markgräflerland ist ja eine Brutstätte dieser Politrebellen. Mein Bruder ging mit Christian Klar ins selbe Gymnasium, der Nachbarsjunge war ein Klassenkamerad des RAF C.Klar. Und mein Vater meinte mal wieder…Geh halt nach.Drüben…wahrscheinlich wäre er selbst gerne in seine Heimat, hinter den Sperrzaun zurückgegangen. Oder einfach mal bei seiner Mutter vorbeigeschaut. Er hat bis zu seinem Tode,seine Heimat nie wiedergesehen.
Um den Faden nicht zu verlieren, der sich durch meine Familiengeschichte zieht, wurde meine Tochter im Spätherbst 89 geboren. Ja richtig, der Mauerfall ist hier datiert. Die unwirkliche Grenze wurde endlich aufgehoben. Das Konstrukt der Angst und der Verdrängung brach auf. Und die Schwierigkeiten der gegenseitigen Annahme.Die alten Wunden konnten ja nie richtig geheilt werden. Das ist die Verdrängung, die sich so gerne verselbstständigt und die Vorurteile und Feindseligkeit schürt. Die Kultur der DDR hat dabei unglaublich schlimm gelitten.
Diese herausragenden Schriftsteller-Frauen und Männer des klugen Federkiels, wo sind sie geblieben? Ich lebe seit 2013 hier in Cottbus und begegne den ehrwürdigen Schreibern in den Einkaufspassagen, da wo die Bücherschränke aufgestellt sind, wo man kostenfrei Bücher mitnehmen kann,im Austausch für die Bücher die man einstellt. Was für schöne Schätze aus den DDR Verlagen habe ich dort schon entdeckt.
Von über 70 DDR-Verlagen haben drei überlebt – das muss man eigentlich nicht kommentieren. Herbert Schirmer
Und nicht zu vergessen sind auch die Kunsthandwerkern, die ausgehungert und dann von ausländischen Billigprodukten ersetzt wurden. Das zieht sich durch alle Berufssparten, dieses Zerstören fundierter Arbeit und deren Früchte. Ersetzt durch Billigschrott. Das gleiche gilt für die Bildung. Unser Land, und das ist unsere neue Gemeinsamkeit, verblödet an Geistlosigkeit .
Ich komme hier zum Ende für heute. Besonders will ich aber unseren Bundesparteitag am 14. November 20 erwähnen, der in Brandenburg, in Fürstenwalde stattfindet. Dort treffen sich alle Piraten über die Grenzen hinaus,um die Partei stabil und stark zu machen. Um mit Vorurteilen aufzuräumen und ein geeintes Konzept für unser, so schicksalsgeschütteltes Deutschland zu beschliessen.
In diesem Sinne hole ich noch einmal meinen alten Vater ins Boot, denn heute ist sein 89 Geburtstag. Er wurde am 03.10.31 irgendwo in Sachsen-Anhalt geboren.
Ruhe in Frieden alter Genosse.
30 Jahre deutsche Einheit, die uns an 44 Jahre deutsche Teilung erinnert.
Ich bin ein Mauerkind und zwar recht pünktlich zum 15. August 61 geboren. Zwei Tage zuvor wurden die Mauerarbeiten zum Schutze der geteilten deutschen Bürger fertiggestellt. Bei uns im häuslichen Familienbereich nannte man das andere Deutschland „die Ostzone“ und dort lebten der Großteil meiner Verwandten. Die Großeltern väterlicherseits habe ich nie kennengelernt und auch Onkel und Tanten oder Cousinen sind mir nie begegnet. Mein Vater ist ein ostdeutscher Dissident und hat sich über die Jahre totgetrunken. Gut, wir wuchsen im Markgräflerland auf,der Vater arbeitete bei der Bahn und die Mutter kümmerte sich um ihre vier Kinder. Nur war dieses Schweigen wie ein Damoklesschwert über meiner Familie und das besserte sich eigentlich nie. Tja, der Vater und sein schuldbeladenes Gewissen, das begriff ich erst später. Die Familie des Mauerüberwinders büsste meist mit irgendwelchen Sanktionen, aber darüber weiß ich zu wenig,um etwas schreiben zu können.
Auf seiner Flucht traffen sich mein Vater und meine Mutter. Zufälle gibt’s, die sind schon kaum zu glauben. Am Bahnhof in Eisenach begegneten sie sich. Er kam von Ostberlin und sie aus Herleshausen.
Und hier ist die scharfe Grenze. Zwischen Thüringen und Hessen, da wo die Wera fliesst und zwei meiner Onkel, die über den Fluß nach Herleshausen flüchten wollten, in ihre wilden Gewässern hinab gezogen wurden. Dabei stand die Familie am Westufer der Wera, meine Mutter war noch ein junges Mädchen und sahen zu, wie die Männer den Halt verloren und ertranken. Ist ein roter Faden in meiner Familie,das Ertränken von Leib und Leben.Meist sind es die männlichen Angehörigen, die es erwischt.
Wunderbar, vor 30 Jahren haben wir wieder zusammen gefunden. Oder auch nicht. Die Familien habe ich nie getroffen. Weder von meinem Vater,noch von meiner Mutter. Aber ich bin nach „Drüben“ gegangen, auch so eine seltsame Redewendung aus den Zeiten der deutschen Teilung. Geh halt nach „Drüben“, wenn Dir etwas nicht passt.Was ja dann auch manch ein Politrebell der RAF Zeit durchgezogen hat. Lost in DDR. Das Markgräflerland ist ja eine Brutstätte dieser Politrebellen. Mein Bruder ging mit Christian Klar ins selbe Gymnasium, der Nachbarsjunge war ein Klassenkamerad des RAF C.Klar. Und mein Vater meinte mal wieder…Geh halt nach.Drüben…wahrscheinlich wäre er selbst gerne in seine Heimat, hinter den Sperrzaun zurückgegangen. Oder einfach mal bei seiner Mutter vorbeigeschaut. Er hat bis zu seinem Tode,seine Heimat nie wiedergesehen.
Um den Faden nicht zu verlieren, der sich durch meine Familiengeschichte zieht, wurde meine Tochter im Spätherbst 89 geboren. Ja richtig, der Mauerfall ist hier datiert. Die unwirkliche Grenze wurde endlich aufgehoben. Das Konstrukt der Angst und der Verdrängung brach auf. Und die Schwierigkeiten der gegenseitigen Annahme.Die alten Wunden konnten ja nie richtig geheilt werden. Das ist die Verdrängung, die sich so gerne verselbstständigt und die Vorurteile und Feindseligkeit schürt. Die Kultur der DDR hat dabei unglaublich schlimm gelitten.
Diese herausragenden Schriftsteller-Frauen und Männer des klugen Federkiels, wo sind sie geblieben? Ich lebe seit 2013 hier in Cottbus und begegne den ehrwürdigen Schreibern in den Einkaufspassagen, da wo die Bücherschränke aufgestellt sind, wo man kostenfrei Bücher mitnehmen kann,im Austausch für die Bücher die man einstellt. Was für schöne Schätze aus den DDR Verlagen habe ich dort schon entdeckt.
Von über 70 DDR-Verlagen haben drei überlebt – das muss man eigentlich nicht kommentieren. Herbert Schirmer
Und nicht zu vergessen sind auch die Kunsthandwerkern, die ausgehungert und dann von ausländischen Billigprodukten ersetzt wurden. Das zieht sich durch alle Berufssparten, dieses Zerstören fundierter Arbeit und deren Früchte. Ersetzt durch Billigschrott. Das gleiche gilt für die Bildung. Unser Land, und das ist unsere neue Gemeinsamkeit, verblödet an Geistlosigkeit .
Ich komme hier zum Ende für heute. Besonders will ich aber unseren Bundesparteitag am 14. November 20 erwähnen, der in Brandenburg, in Fürstenwalde stattfindet. Dort treffen sich alle Piraten über die Grenzen hinaus,um die Partei stabil und stark zu machen. Um mit Vorurteilen aufzuräumen und ein geeintes Konzept für unser, so schicksalsgeschütteltes Deutschland zu beschliessen.
In diesem Sinne hole ich noch einmal meinen alten Vater ins Boot, denn heute ist sein 89 Geburtstag. Er wurde am 03.10.31 irgendwo in Sachsen-Anhalt geboren.
Ruhe in Frieden alter Genosse.